Er lehrt die Bilder das Fliegen und die Dortmunder*innen das Staunen: Der Filmkünstler und -produzent Adolf Winkelmann feiert am Samstag, 10. April, seinen 75. Geburtstag.
In seiner Heimatstadt Dortmund ist Winkelmann als vielfach ausgezeichneter Filmemacher und langjähriger Professor an der Fachhochschule bekannt; vor allem aber ist er in Dortmund allzeit präsent: Seit 2010 prägt Adolf Winkelmann das Stadtbild mit seiner einzigartigen Film-Installation auf der Dachkrone des Dortmunder U.
„Adolf Winkelmann ist ein herausragender Filmemacher, Ausbilder und als Künstler ein Glücksfall für Dortmund. Mit seinen Filmen und Büchern, aber vor allem mit den ,Fliegenden Bildern‘ am U ist er einer unserer wichtigsten Kultur-Botschafter“, sagt Dortmunds Kulturdezernent Jörg Stüdemann. „Zum Geburtstag wünschen wir ihm – und damit uns selbst – dass er seine Lust, kunstvoll das Unmögliche möglich zu machen, so schnell nicht verliert.“
Adolf Winkelmann wuchs in Dortmund in unmittelbarer Nähe zum Dortmunder U auf. Nach dem Abitur am Helmholtz-Gymnasium studierte er an der damaligen Werkkunstschule Kassel. Seit dem Studium lebt er wieder in Dortmund, wo er 40 Jahre lang als Professor für Film-Design an der FH Dortmund lehrte.
Deutschlandweit bekannt wurde Winkelmann durch seine Spielfilme, die häufig in Dortmund und im Ruhrgebiet angesiedelt sind. „Die Abfahrer“ (1978), „Jede Menge Kohle“ (1981), „Der letzte Kurier“ (1996), „Contergan“ (2007) oder „Junges Licht“ (2016) erreichten teils Kult-Status und wurden mit den wichtigsten deutschen Filmpreisen ausgezeichnet. Adolf Winkelmann erhielt mehrere Adolf-Grimme-Preise, den „Bambi“, mehrfach den Deutschen Filmpreis und die „Goldene Kamera“ sowie das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Im Auftrag der Stadt Dortmund schuf er fürs Dortmunder U im Kulturhauptstadt-Jahr die „Fliegenden Bilder“, eine dreiteilige Film-Installation. Die „Bilderuhr“ auf der Dachkrone wurde seitdem zum Dortmunder Wahrzeichen, sie besteht aus inzwischen 150 Filmen, die z.B. meterhohe Tauben, schwarz-gelbe Kickerfiguren oder schäumendes Bier auf das ehemalige Brauereigebäude zaubern. Seit 2010 läuft die Installation Tag und Nacht, seit Ende 2020 wurden die rund 6000 mit LEDs bestückten Lamellen ausgetauscht und die Technik für insgesamt 2,6 Mio. Euro erneuert.
Zu den „Fliegenden Bildern“ gehört außerdem die Installation „Neun Fenster“ in der Vertikalen des Dortmunder U: Während der Fahrt auf den Rolltreppen im U können Besucher*innen in kurzen, humorvollen Film-Szenen in kleine Fenster und damit tief in die Seele der Ruhrgebietsbewohner*innen blicken. Der dritte Teil, die „Ruhrpanoramen“, werden derzeit im Windfang des Dortmunder U neu installiert.
Adolf Winkelmann veröffentlichte mehrere Bücher; zuletzt erschien Anfang April 2021 „Die Bilder, der Boschmann und ich“ im Verlag Henselowsky Boschmann: Im Gespräch mit Verleger Werner Boschmann erzählt Adolf Winkelmann aus seinem Leben und von seiner Kunst. Die ist derzeit auch in Leipzig zu sehen: In der Ausstellung „Immer ich. Faszination Selfie“ zeigt das zeitgeschichtliche Forum in Leipzig derzeit Kamera, Stativ und Plakat zu Winkelmanns erstem Experimentalfilm „Adolf Winkelmann, 9.12.67 11.54 h“. Der junge Filmemacher löste damals in Kassel größere Irritationen aus, als er sich bei einem Spaziergang in Kassel selbst filmte – ein früher Selfie.